Akustische Bassgitarren
True Acoustic Bass Guitar
Rechts abgebildeter Prototyp einer True Acoustic Bass Guitar verbessert durch gezielte Innovationen in der Konstruktion und eine durchdachte Materialauswahl deutlich die Resonanzfähigkeit sowie die Qualität der Schallabstrahlung des Instruments. Damit kann eine akustische Bassgitarre auch unverstärkt als vollwertiges Zupfinstrument im Ensemble professionell eingesetzt werden.
Bisher funktionieren akustische Bassgitarren nur elektrisch verstärkt ausreichend gut. Für das Spiel im Ensemble werden sie in der Regel mit piezokeramischen Tonabnahmesystemen ausgestattet. Der Nachteil dabei: der Originalklang des Instruments wird verfälscht wiedergegeben. Selbst von großen Instrumentenbaufirmen wurde bislang kaum Energie in die Entwicklung eines Instrumentes gesteckt, das in seinen Resonanzeigenschaften und somit in der Qualität seiner Schallabstrahlung mit anderen Zupfinstrumenten mithalten kann.
Die True Acoustic Bass Guitar zeichnet sich durch folgende fünf konstruktiven Innovationen gegenüber einer herkömmlichen akustischen Bassgitarre aus:
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Durch die Platzierung der Schalllöcher im Zargen (= Seitenteil) und im „Cut-Away“ (= Aussparung rechts neben dem Griffbrett, die die Bespielbarkeit der hohen Lagen erleichtert) bleibt die gesamte Decke als ununterbrochene Einheit erhalten. Verglichen mit herkömmlichen Konstruktionsweisen mit Schallloch in der Decke, vergrößert sich dadurch die schwingfähige Deckenfläche um ca. 33 %. Dies ist wichtig für die Abstrahlung von fundamentalen Basstönen. Darüber hinaus ermöglichen die an verschiedenen Stellen platzierten Schalllöcher unterschiedliche Abstrahlungsrichtungen der Klänge.
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Völlig neuartig im Gitarrenbau ist dabei die Nutzung des Cut-Aways für ein Schalloch. Die so entstehende Schräge optimiert die Funktion des traditionellen Cut-Aways deutlich. Der Musiker kann auch die höchsten Töne auf dem Griffbrett ergonomisch leichter greifen.
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Die übliche sog. „Kreuzbeleistung“ auf der Innenseite der Decke wird durch eine asymmetrische, radial angelegte Beleistung ersetzt. Die Decke ist das wichtigste Element für die Tonerzeugung einer Gitarre. Die Radialbeleistung ermöglicht es der Decke, je nach Anregungsfrequenz eine optimale Schwingungsform anzunehmen und so eine große Bandbreite von Frequenzen ausgewogen abzustrahlen. Darüber hinaus wird die Schwingfähigkeit der Decke weniger stark beeinträchtigt, so dass die Töne mit größerer Lautstärke abgestrahlt werden könnnen. Trotzdem wird die enorme Saitenzugkraft von 115 kg statisch aufgefangen.
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Die Decke selbst besteht aus dem Laminat zweier sehr dünner Fichtenplatten (Stärke ca. 1 mm) mit einer Mittellage aus Aramidwabengewebe. Dies spart, bei gleicher Steifigkeit, 25 % des Gewichts im Vergleich zur normalerweise eingesetzten massiven Fichtenplatte ein. Die Resonanzfähigkeit der Decke wird dadurch erheblich verbessert.
Der Boden (Rückteil) des Instruments wird nicht versteift, sondern ebenfalls schwingfähig ausgearbeitet, so dass er zusammen mit der Decke schwingen kann. So wird die, für eine gute Bassabstrahlung wichtige, tiefe Hohlraumresonanz erreicht. -
Aus dem Bau von Hifi-Lautsprechern wird das Prinzip des Bassreflexrohrs übernommen. Ein Kunststoffrohr, das unten am Instrument in einer herausnehmbaren Platte sitzt, unterstützt die Abstrahlung der tiefsten Töne. Die schwingende Fläche eines Instruments dieser Größe ist theoretisch zu klein für eine grundtönige Abstrahlung tiefer Frequenzen. Ziel war es aber, das Instrument in seinen Ausmaßen handlich zu halten.
Innenkonstruktion
Die unter Punkt 1, 2 und 4 beschriebenen konstruktiven Veränderungen habe ich in den letzten Jahren aus den Theorien des amerikanischen Physikers Michael Kasha abgeleitet und weiterentwickelt. Ich setze sie seit 2004 bereits sehr erfolgreich bei meinen klassischen Konzertgitarren Modell Kasha ein. Für die vorliegende akustische Bassgitarre habe ich aus den dabei gewonnenen Erkenntnissen eine neue Innenkonstruktion entwickelt, die einerseits die hohen anliegenden Saitenzugkräfte einer Bassgitarre berücksichtigt, andererseits aber wie die Decke einer Konzertgitarre auf eine Schwingungsanregung reagiert. Dies beeinflusst wichtige Parameter, wie Ansprache, Obertonspektrum, Klangdauer und Lautstärke, positiv.
Das Prinzip der mit Aramidwaben laminierten Decke (Punkt 3) wurde ca. 1990 von den deutschen Gitarrenbauern Matthias Damann und Gernot Wagner für die Decken von Konzertgitarren entwickelt. Diese sogenannte Sandwichbauweise (engl. double top) wird mittlerweile erfolgreich weltweit im kunsthandwerklichen Konzertgitarrenbau eingesetzt. Der Dynamikumfang des Instruments und die abgestrahlte Schallenergie sind nach Ansicht der Musiker höher. Sie ist die einzige Innovation im Konzertgitarrenbau, die sich auf breiter Basis in den letzten 30 Jahren bei den weltweit bekannten Virtuosen (z. B. Manuel Barrueco, David Russel, Scott Tennant) erfolgreich durchgesetzt hat.
Gestaltung, Ausstattung und Ergonomie
Der Umriss des Instruments ist ein eigener Entwurf, der sich in seiner Eleganz deutlich von den grobschlächtigen Umrissen anderer Akustikbass-Hersteller unterscheidet. Der Korpus aus einheimischem geriegeltem Ahorn höchster Qualität ist nicht größer als der einer handelsüblichen Stahlsaitengitarre. Somit wird nicht nur der zunehmenden Nachfrage nach ergonomisch optimierten Instrumenten Rechnung getragen, sondern auch der alltägliche Gebrauch (z. B. Transport) vereinfacht.
Zur Vermeidung einer, bei Bassgitarren häufig auftretenden Kopflastigkeit ist das Instrument mit speziellen, besonders leichten Stimm-Mechaniken der deutschen Firma „Schaller“ ausgestattet. Diese werden vom Hersteller mit dem Slogan „Die leichteste Bass-Mechanik der Welt!“ beworben.
Eine weitere Verbesserung der Ergonomie wird durch die Verwendung eines sogenannten „elevated fingerboards“ erreicht. Das Griffbrett wird nicht direkt auf die
Decke geleimt, sondern der Hals wird so in den Korpus eingesetzt, dass das Griffbrett um einige Millimeter erhöht über der Decke sitzt. Die Erreichbarkeit der höchsten Töne des Instruments wird zusätzlich verbessert.
Der Hals aus Ahorn und Ipe (ein Holz aus dem Streichbogenbau mit besten elasto-mechanischen Eigenschaften) wurde für größtmögliche Stabilität mehrfach gesperrt (= Verleimung mehrerer Schichten). Zwei in den Hals eingelassene Stellstäbe gewährleisten eine nachträgliche Feinjustierung der Halskrümmung.
Die Spielmensur (= schwingende Saitenlänge) beträgt die für eine Bassgitarre übliche Länge von 34 inch, also ca. 864 mm. In das Griffbrett aus Ipe sind 24 Bundstäbchen im „True Temperament“ System eingelassen. Dieses aus Schweden stammende System der Bundierung ermöglicht eine exakte Intonationskorrektur des Instruments (siehe: www.truetemperament.com).
Für den Steg (= Saitenhalter auf der Decke) kommt ebenfalls Ipe zum Einsatz, da es einerseits ideale Materialeigenschaften aufweist, sich andererseits so auch eine gestalterische Einheit, durch die Beschränkung auf wenige, sich ergänzende Materialien ergibt.
Die Verzierung des Instruments verzichtet auf überladene Ornamentik. Die Schalllöcher, das Griffbrett, die Kopfplatte und der Korpus werden von Rändern aus Ebenholz eingefasst. Zierspäne aus Ipe als Einfassung von Decke und Kopfplatte greifen das zu konstruktiven Zwecken eingesetzte Holz (Halsversteifung, Griffbrett, Steg) wieder auf. Durch die Exklusivität der eingesetzten Materialien und handwerkliche Details wie die Gehrungen an den Zusammenschnitten der Randeinlagen wird die Wertigkeit des Instruments als handgefertigtes Produkt aus Meisterhand unterstrichen.
Auszeichnungen
Der Entwurf für das vorliegende Instrument wurde im September 2011 mit einem Sonderpreis im Rahmen des 5. oberfränkischen Innovationspreises ausgezeichnet.