Gitarren in Double-Top Bauweise von Thomas Ochs
Im Jahr 2010 wurde auch ich vom Double-Top Virus infiziert und habe diese, von Matthias Dammann und Gernot Wagner im Gitarrenbau etablierte Konstruktionsweise für Decken, in meinen eigenen Gitarrenmodellen umgesetzt. Sowohl das Modell „Konzert“, als auch das Modell "Kasha" sind mit einer Decke in „Double-Top“ Bauweise erhältlich.
Hier sehen und hören Sie beide Modelle mit Decken in Double-Top Bauweise:
Danilo Kunze spielt bei Siccas Guitars eine Kasha Double Top Baujahr 2016
Die Bezeichnung "Double-Top Bauweise" ist streng genommen nicht ganz korrekt, hat sich aber im Fachjargon durchgesetzt. Zutreffend wäre die Bezeichnung „Sandwich-“ oder „Komposit-Bauweise“ für diese Konstruktionsweise, bei der die Gitarrendecke oder andere Bestandteile der Gitarre aus mehreren Schichten laminiert werden.
Das bekannteste Verfahren ist das von Matthias Dammann und Gernot Wagner in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte Laminat zweier sehr dünner (Ton-)Holzschichten mit einer Mittelschicht aus Aramidwabengewebe („Nomex“).
Die Außenlage bei Gitarren aus meiner Werkstatt besteht wahlweise aus europäischer Fichte oder kanadischer Rotzeder, die Innendecke aus kanadischer Rotzeder und die Mittellage aus Aramidwabengewebe. Ziel dieser Bauweise ist es, das Gewicht der Decke bei gleichbleibender Steifigkeit zu verringern und so vor allem die Ansprache des Instruments, seine Tragfähigkeit und seine dynamische Breite zu optimieren. Auch die Klangdauer des Instruments, seine Ausgewogenheit und seine Klangästhetik unterscheiden sich von Gitarren mit traditionellen, "massiven" Tonholzdecken.
Für mich als Instrumentenbauer liegt der große Vorteil dieser Bauweise darin, dass ich sehr gezielt Einfluss auf die Materialeigenschaften der Decke und damit auf ihre akustischen Eigenschaften nehmen kann. Auch funktionieren Decken in Komposit-Bauweise mit unterschiedlichen Beleistungssystemen und erweitern somit das Spektrum der Stellschrauben, mit denen ich den Charakter eines Instrument beeinflussen kann.
Weitere Informationen zur "Double-Top Bauweise" finden sie hier:
CHRIS KAMEN von Classic Guitars International in Santa Barbara, USA hat einen lesenswerten Artikel zur Entwicklung dieser Bauweise veröffentlicht: "The origin and development of the double top guitar".
THÉRÉSE WASSILY SABA hat ein hochinteressantes Interview mit Gernot Wagner für das Classical Guitar Magazine geführt: "Gernot Wagner: The Master Luthier on the Double Top Movement and His Influences".
Aber selbstverständlich gibt es auch kritische Stimmen zur Double-Top Bauweise und anderen modernen Innovationen im Gitarrenbau. SEBASTIAN STENZEL bricht in einem ebenfalls sehr lesenswerten Artikel eine Lanze für die traditionellen Bauweisen: "A plead for the traditional construction of Classical Guitar soundboards".
Bildergalerie Modell Konzert Doubletop Fichte / Zeder
Ein mögliches Ausführungsbeispiel mit Korpus aus Santos Palisander und Intarsien und Armstütze aus Schlangenholz